Zwischentöne
3. Kammerkonzert
Werke von Brahms und Harbison
Den Sommer 1865 verbrachte Johannes Brahms in Baden-Baden, nicht aber, um sich dem Glückspiel und der feinen Gesellschaft in diesem so mondänen Kurort zu widmen. Vielmehr hatte er sich – noch gezeichnet von der tiefen Trauer um seine kurz zuvor verstorbene Mutter – in einer bescheidenen Unterkunft am Waldrand von Lichtenthal eingemietet, um auf ausgedehnten Spaziergängen die umliegende Natur zu erkunden. Dabei soll ihm das Eröffnungsthema seines Horn-Trios eingefallen sein – eine zunächst eher unscheinbare Melodie wie ein Naturlaut, die im Verlauf des ersten Satzes jedoch immer mehr aufzublühen beginnt. Die Besetzung für Klavier, Violine und Waldhorn ist außergewöhnlich und wurde erst später von einigen Komponisten wieder aufgegriffen wie etwa 1985 von John Harbison. Bewusst bezieht sich der Amerikaner in seiner ›Twilight Music‹ auf Brahms´ Trio, um sein Material auf ganz eigene Weise für das 20. Jahrhundert weiterzudenken: Anknüpfend an Brahms´ Thematik, wie auch die dichte Satzkonstruktion des Trios findet Harbison zu einer Musik, die auf geheimnisvolle Weise die Zwischentöne und Grauzonen auslotet.