Ich und die Welt
2. Kammerkonzert
Lange verschollen galt das Klavierquartett, das Mahler während seiner Studienzeit geschrieben haben muss. Erst in den 1960er Jahren entdeckte Peter Ruzicka in den USA das Manuskript eines Satzes – ein hochinteressanter Fund, der zeigt, wie sehr schon für den jungen Mahler klassische Formen nicht mehr geeignet waren, um sich seine eigenen Welten zu erschaffen, Welten, die aus Schichtungen, Auftürmungen und Konfrontationen entstehen. Das Gegenteil von spätromantischer Monumentalität suchten die Komponisten der Zweiten Wiener Schule. Weberns Opus 7 und 11 sind in ihrer größten Verdichtung faszinierende Beispiele hierfür. Denkbar weit von jeder Überspanntheit entfernt ist aber auch das wenige Tage vor seinem Abtransport nach Auschwitz entstandene Streichtrio Gideon Kleins: Mährische Volksmelodien verbinden sich mit Kleins kraftvoller Tonsprache zu einem Manifest gegen jegliche Barbarei. Schuberts späte Kammermusiken stehen dagegen wie erratische Blöcke in ihrer Zeit. Eine Musik, deren Ausmaße Grenzen sprengt, eine Musik aber auch, deren Melodien sich im permanenten Um-sich-selber-Kreisen immer wieder verrennen, ein zu Ende ›singen‹ nicht mehr möglich ist.